Herzrhythmusstörungen

WAS VERSTEHT MAN UNTER HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN UND WODURCH WERDEN SIE AUSGELÖST?

Ist der normale Herzschlag dauerhaft gestört, spricht man von Herzrhythmusstörungen. Unterschieden wird dabei, ob das Herz zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig schlägt. Außerdem werden Herzrhythmusstörungen nach ihrem Entstehungsort eingeteilt, d.h. ob sie im Vorhof (Atrium) oder in der Kammer (Ventrikel) entstehen.

Zu den häufigen Herzrhythmusstörungen zählen:

Bradykardie: Ein zu langsamer Herzschlag < 50-60/Min. Dies kann z.B. bei Erkrankungen des Sinusknotens auftreten. Der Sinusknoten befindet sich im rechten Vorhof und ist der „Schrittmacher“ des Herzens.

Tachykardie: Ein zu schneller Herzschlag > 100/Min. Eine Tachykardie kann von den Herzvorhöfen oder den Herzkammern ausgehen. Davon abhängig unterscheidet man zwischen Vorhof- und Kammer-Tachykardien.

Vorhoftachykardien sind in der Regel nicht lebensbedrohlich, können jedoch das Schlaganfall-Risiko erhöhen.

Eine Kammertachykardie ist eine gefährliche Herzrhythmusstörung. Sie kann in das sogenannte Kammerflimmern übergehen, das lebensbedrohlich ist und zum plötzlichen Herztod führen kann.

Extrasystolen: Einzelne oder auch gehäufte Herzschläge (Extraschläge), die außerhalb des regelmäßigen Grundrhythmus auftreten.

Die Ursachen für Herzrhythmusstörungen sind vielfältig. Sie können bei Entzündungen des Herzmuskels entstehen oder wenn ein Herzklappenfehler zugrunde liegt. Andere mögliche Gründe sind angeborene oder altersbedingte Fehler des Reizbildungs- und Weiterleitungssystems des Herzens sowie eine Überfunktion der Schilddrüse.

Aber auch körperliche und psychische Belastungen, Stress, Schilddrüsenüberfunktion, Übergewicht, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Schlafapnoe, Störungen des Mineralstoffhaushalts im Körper, Alkohol, Drogen, Koffein oder Nikotin können Auslöser für Herzrhythmusstörungen sein.

WELCHE BESCHWERDEN VERURSACHEN HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN?

Die Beschwerden hängen davon ab, ob das Herz zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig schlägt. Auch hat der Entstehungsort der Herzrhythmusstörungen eine Auswirkung auf die Beschwerden.

Bei einem zu langsamem Herzschlag (Bradykardie) schlägt das Herz weniger als 50-60 Schläge pro Minute. Bei einem gesunden und normal trainierten Erwachsenen schlägt es mindestens 50 mal pro Minute.  In Folge kann der Körper nicht mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Das kann zu Erschöpfung, Müdigkeit, Schwindel mit plötzlicher kurzfristiger Bewusstlosigkeit und Atemnot bei Belastung führen. Spitzensportler haben manchmal noch niedrigere Ruhe-Pulse ohne Symptome und ohne Krankheitswert!

Von einer Tachykardie, einem zu schnellen Herzschlag, spricht man, wenn das Herz dauerhaft mehr als 100 Schläge pro Minute schlägt. Tachykardien werden häufig als Herzrasen empfunden. Eine Tachykardie kann von den Herzvorhöfen oder den Herzkammern ausgehen. Eine Vorhoftachykardie, oder auch Vorhofflimmern genannt, ist in der Regel nicht lebensbedrohlich, kann aber das Schlaganfallrisiko erhöhen. Dagegen ist eine Tachykardie, die aus den Herzkammern hervorgeht, lebensbedrohlich. Man spricht von Kammerflimmern, wenn das Herz durch die zu schnellen Kontraktionen das Blut nicht mehr richtig durch den Körper pumpen kann. Dies kann zu Schwindel, Luftnot, Brustschmerzen, Bewusstlosigkeit und zum plötzlichen Herztod führen.

Eine besondere Rhythmusstörung ist das Vorhofflimmern/-flattern in Form eines zu schnellen Pulses, der aus dem Vorhof heraus entsteht. Es ist die häufigste Art von zu behandelnden Rhythmusstörungen im Alter über 60 Jahre. Es ist gefährlich, da die diese Störung auch Schlaganfälle verursachen kann, die man durch eine Blutverdünnung mit Medikamenten verhindern sollte. Auch sind wir in der Lage, durch eine spezielle Verödungstherapie mittels Herzkatheter diese Rhythmusstörungen effektiv zu behandeln (sog. Ablationen mit Kälte oder Hitzeanwendungen).

WIE WERDEN HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN DIAGNOSTIZIERT?

In unserer kardiologischen Abteilung werden alle modernen Verfahren der invasiven und nicht-invasiven Diagnostik und Therapie angeboten. Dazu gehören:

  • Anamnese, körperliche Untersuchung
  • Laboruntersuchung
  • EKG (Elektrokardiogramm): liefert Hinweise für Schädigungen des Herzens oder alte Herzinfarkte
  • Belastungs-EKG (Ergometrie): zeigt Veränderungen, die nur unter Belastung auftreten; z.B. zu langsamer oder zu schneller Pulsanstieg und indirekt auch Durchblutungsstörungen und die Fitness des Patienten
  • Ergo-Spirometrie zur Abklärung der Belastbarkeit bei Luftnotzuständen
  • Echokardiographie (Ultraschall/Sonographie): zeigt Herzmuskelanteile, die aufgrund der Unterversorgung nicht mehr richtig arbeiten; Herzklappenfehler und Größe der Herzhöhlen und Vermessung der Herzkraft in der Kontraktions- und Erschlaffungsphase (sowohl über die linke Brustseite, aber auch über die Speiseröhre mit Hilfe einer Kurznarkose)
  • Herzschrittmacher/Defibrillator-Nachuntersuchungen aller gängigen Fabrikaten
  • Langzeit-EKG und Langzeitblutdruckmessungen
  • Herzkatheter Untersuchung (Koronarangiographie): Mit Hilfe eines Kontrastmittels kann beurteilt werden, welche Herzkranzgefäße wie stark eingeengt sind, dabei kann das betroffene Herzkranzgefäß während der Untersuchung behandelt werden

WIE WERDEN HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN BEHANDELT?

Die Therapie ist abhängig von der Art und Schwere der Herzrhythmusstörung und wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Dabei stehen nicht nur Medikamente zur Auswahl. Eventuell ist eine Schrittmacherbehandlung (bei einem zu langsamen Herzschlag) oder das Implantieren eines Defibrillators (ICD; bei einer Herzkammer-Tachykardie) notwendig.

Bei vielen Rhythmusstörungen sind auch Verödungstherapien in unserer Abteilung möglich (z.B. sog. “Ablationen“ beim Vorhofflimmern/-flattern u.a.)

Die Nachsorge dieser Geräte erfolgt bei uns im Haus, so können wir unseren Patienten eine optimale Betreuung gewährleisten.

PERSPEKTIVE: LEBEN MIT EINER ERKRANKUNG

Neben den medizinischen Maßnahmen und einer medikamentösen Therapie kann der Patient durch eine gesunde Lebensweise selbst einen entscheidenden Beitrag zur Genesung beitragen.

Zusätzlich ist die Unterstützung durch die Familie, Lebenspartner und Freunde entscheidend, die alle indirekt betroffen sind.

Um Menschen mit chronischen Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems oder im Anschluss an einen Herzinfarkt die notwendigen Lebensstilveränderungen zu erleichtern, bietet auch die Havelhöher Herzschule ein umfangreiches Programm an.

In einer Gruppentherapie lernen hier die Patienten und ihre Lebenspartner eine herzgesunde Lebensweise kennen und erkennen, dass der Verzicht auf negative Gewohnheiten ganz schnell zu mehr Lebensqualität führt.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.herzschule.org