Gemeinwohlökonomie

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Das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe ist das erste Gemeinwohlökonomie-testierte Krankenhaus

Aus der Idee der Gemeinwohlökonomie hat sich seit 2008 eine rasch wachsende internationale Bewegung entwickelt. Der Grundgedanke ist dabei ganz einfach: Der rechtliche und wirtschaftspolitische Anreizrahmen soll schrittweise von Konkurrenz und Gewinnstreben auf Gemeinwohl-Orientierung umgestellt werden. Ziel ist ein System, das auf Gemeinwohl fördernden Werten wie Menschenwürde, Solidarität und soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, demokratische Mitentscheidung und Transparenz aufbaut.

Seit Anfang 2021 ist das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe Mitglied im Verein für Gemeinwohlökonomie. Damit wurde einem Votum der Führungskräfteversammlung gefolgt, die sich für die Mitgliedschaft ausgesprochen und den Weg zur Gemeinwohl-Bilanzierung empfohlen hatte.

Die Bilanzierung war ein Anlass, unsere Arbeit genau unter die Lupe zu nehmen. Teilweise begleitet durch ein Gemeinwohlökonomie-Beratungsteam wurde ein ausführlicher Selbstbewertungsbericht erstellt. Im Juli 2022 erfolgte ein Audit vor Ort, bei dem die Gemeinwohl-Bilanz mit einem Testat versehen wurde. Damit ist das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe das erste Krankenhaus überhaupt mit einer Gemeinwohlökonomie-Bilanz.

Im Bilanzierungsprozess haben wir zentrale Prozesse unseres Krankenhauses bezogen auf Lieferant*innen, Eigentümer*innen und Finanzpartner*innen, Mitarbeitende, Kund*innen und Mitunternehmen sowie das gesellschaftliche Umfeld gemäß der Gemeinwohlökonomie-Matrix (s. unten) nach den Wertekategorien Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung bewertet. Dies ermöglichte uns, unsere Stärken und schon Erreichtes sichtbar zu machen, aber auch Verbesserungspotenzial zu identifizieren. Den kompletten Bericht und das Testat finden Sie hier. Auszüge aus dem Audit-Bericht:

Stärken, Verbesserungen und Ziele für die Zukunft

  • Menschenwürde in der Zulieferkette

Zukünftig soll bei der Auswahl der Lieferanten deren Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Menschenwürde eine wichtige Rolle spielen. Wir arbeiten daran, einen Kriterienkatalog für die Lieferfirmen zu entwickeln und diesen bei der Auswahl einzubeziehen. Allerdings sind die finanziellen Spielräume bei pauschalierten Erlösen durch die Kostenträger (Krankenkassen) nicht unbegrenzt.

  • Solidarität und Gerechtigkeit in der Zulieferkette

Ein dezidierter Anteil eingekaufter Produkte und Rohwaren, die ein Label tragen, welches Solidarität und Gerechtigkeit berücksichtigt, kann für die komplexen Lieferketten nicht angegeben werden. Einige Bereiche, wie unsere Küche und unsere Pflegeprodukte sind hier hervorzuheben. Die Küche erweitert stetig den Anteil an Lebensmitteln in Bio-Qualität, vorzugsweise mit den Siegeln Demeter, Bioland, etc., welche auch fairen Handel mit einbeziehen.

  • Ökologische Nachhaltigkeit in der Zulieferkette

Bis 2030 wollen wir keine Produkte mehr bei Lieferanten einkaufen, die die Verpflichtung der Klimaneutralität nicht erfüllen. Wir werden Einkaufsgemeinschaften präferieren, die Produktverpackungen reduzieren und die Herstellung von Einwegprodukten vermindern, die nicht in Recyclingprozesse eingebunden sind. Bestehende Verträge mit Lieferanten sollen in diesem Sinne schrittweise überprüft werden und nach Möglichkeit angepasst werden. Neue Verträge oder Investitionen werden zukünftig regelhaft in diesem Sinne abgeschlossen.

  • Ökologisches Verhalten der Mitarbeitenden

Klimaschutz wird am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe schon seit 25 Jahren betrieben: Bereits 1995 wurde die ‚AG Ökologie‘ gegründet. In den folgenden Jahren hat sich diese Arbeitsgemeinschaft dafür eingesetzt, von Heizöl auf Erdgas und auf Ökostrom umzustellen. Es wurde ein Energie-Spar-Vertrag geschlossen und zwei Blockheizkraftwerke errichtet. Von über 6000 t CO2 hat das Krankenhaus damit seine C02-Emission auf weniger als 2000 t CO2/Jahr reduziert.

Ziel für das kommende Jahr [2023] ist die Erhöhung des Bio-Anteils auf 60%, sowie eine Erhöhung des Anteils regional erzeugter Lebensmittel.

  •  Soziale Haltung im Umgang mit Geldmitteln

Das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe ist niemandem renditeverpflichtet, das heißt, erwirtschaftete Überschüsse können komplett im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe verwendet werden.

  • Ethische Kundenbeziehung

Für unser Krankenhaus haben wir bewusst die gGmbH, also gemeinnützige Gesellschaft, als Unternehmensform gewählt.

Erzielte Gewinne fließen durch Investitionen unter anderem in die Bausubstanz, moderne Medizingeräte und Weiterbildung unseres Personals, in die Verbesserung der Patientenversorgung, ständige Verbesserung der Qualität und Patientensicherheit. Im Spannungsfeld zwischen Ökonomie der Medizin und Patientenwohl, steht für uns das Patientenwohl an erster Stelle.

  • Ökologische Auswirkungen durch Nutzung und Entsorgung von Produkten und Dienstleistungen

Das Gesundheitswesen gilt weltweit als der fünftgrößte Emmitent von Treibhausgasen, Krankenhäuser tragen mit 13% dazu bei. Ein Drittel der Emissionen können dabei direkt dem Betrieb der Einrichtungen zugeschrieben werden, zwei Drittel entstehen durch die Lieferketten.

Als erstes Krankenhaus in Deutschland wurde in Havelhöhe das Ziel formuliert, bis 2030 komplett emissionsfrei zu arbeiten. Es wurden dazu 14 Handlungsfelder definiert, die sukzessive bearbeitet werden. Mehr dazu finden Sie hier.

Gemeinwohlökonomie Matrix

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Roland Zerm

Kontakt

Dr. med. Roland Zerm

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