Ernährungsmedizin

Unter Ernährung im herkömmlichen Sinne ist die Aufnahme von Nährstoffen über das Verdauungssystem gemeint: Energieliefernde Makronährstoffe wie Kohlenhydrate, Proteine und Fette, aber auch lebensnotwendige Mikronährstoffe wie Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente sowie Wasser. Genauso relevant und überlebensnotwendig ist jedoch auch die ständige Aufnahme von Sauerstoff über die Lunge wie auch die Aufnahme von äußeren Sinnesreizen über die Sinnesorgane. Ein erweiterter Ernährungsbegriff in diesem Sinne ist eine Leitidee der Anthroposophischen Medizin: Ernährung ist nicht nur Aufnahme von Substraten, sondern eine Interaktion des Menschen mit seiner Umwelt auf allen Ebenen: über die Sinne, die Atmung und den Darm. So ist neben der Quantität insbesondere die Qualität der Beziehung ein entscheidender Faktor für Gesundheit und Krankheit. Diese Leitidee ist Grundlage unseres integrativen Ernährungskonzeptes in ideeller als auch in praktischer Hinsicht.

Mangelernährung (Malnutrition)
Mangelernährung kann die Folge einer Fehl- und / oder Unterernährung sowie die Folge einer ungenügenden oder fehlenden Aufnahme von Nährstoffen in den Körper sein. Dabei ist das Körpergewicht alleine nicht ausschlaggebend: auch der übergewichtige Mensch kann mangel- bzw. fehlernährt sein. Die Folge ist eine veränderte und ungesunde Körperzusammensetzung mit messbaren Veränderungen von physischen und mentalen Funktionen. Mangelernährung kann dabei Folge einer Krankheit sein, führt aber selber auch zu Krankheiten und ist ein zentraler Grund für verlangsamte (Wund-)Heilung, höhere Sterblichkeit, längere Krankenhausaufenthalte, höhere Komplikationsraten bei Eingriffen, höhere Behandlungskosten, schlechtere mentale Stimmungslage und Lebensqualität etc. Dies initial zu erkennen und zu behandeln und damit Folgeproblemen vorzubeugen, ist von zentraler Bedeutung für Patient:innen und therapeutisch Tätige und damit auch für ein Krankenhaus. Sowohl ein standardisiertes Screening auf Mangelernährung als auch eine systematische Therapie und Dokumentation sind aus diesem Grund bei uns fest etabliert.

Behandlung von Mangel- und Fehlernährung
Mangel- und Fehlernährung als zentraler Grund für Krankheit, Verschlimmerung von Krankheit oder Hemmung von Heilung kann nur behandelt werden, wenn sie erkannt wird. Das Behandlungskonzept im Gemeinschaftskrankenhaus beinhaltet daher ein systematisches Screening aller Patient:innen bei der stationären Aufnahme. Ist dieses auffällig, folgt eine ernährungsmedizinische Einschätzung und Bewertung und bei Bedarf eine Ernährungstherapie. Neben regelmäßigen Verlaufskontrollen gehört die Dokumentation und eine ernährungstherapeutische Empfehlung im Entlassungs-Brief zum Konzept. Fachlich wird das Behandlungskonzept von einem multiprofessionellen Team verantwortet. Die tägliche ernährungstherapeutische Arbeit liegt in den Händen zweier Ernährungstherapeutinnen.